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Blind­heit: Die Her­aus­for­de­rung mit Bewe­gung & Sport

Bewegung spielt im Alltag eine große Rolle. Allerdings setzt auch diese in vielen Bereichen eine Sehfähigkeit voraus. Eine Herausforderung, die jede Person nur zu gut kennt, deren Sehfähigkeit eingeschränkt oder nicht vorhanden ist. Hier gibt es einen Eindruck von ganz alltäglichen Herausforderungen, die mit Sport und Bewegung einhergehen – und wie blinde Menschen damit umgehen.

Junger blinder Mann mit Smartphone sitzt auf einer Bank in der Stadt und telefoniert

Foto: Hryshchyshen Serhii

Herausforderungen und Umgang mit Blindheit unterwegs

Während sich Menschen mit Seheinschränkung zuhause in gewohnter Umgebung meist gut zurechtfinden, sind die Herausforderungen im öffentlichen Raum naturgemäß größer, und zusätzliche Hilfen gewinnen an Bedeutung. Vom weißen Stock und Blindenleitsystemen über Blindenführhunde bis zu speziellen Geräten und Apps gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, um Orientierung und Mobilität im öffentlichen Raum zu erreichen.

Ein blinder Mann, der einen weißen Stock benutzt und mit seiner Freundin auf einer Bank sitzt.

Foto: BalanceFormCreative

Der weiße Stock

Die bekannteste und wichtigste Hilfe auch im Straßenverkehr ist wohl der weiße Stock (korrekte Bezeichnung: Langstock). Der Stock wird etwa auf Brusthöhe gehalten und mit der Pendel-Schleif-Technik in Gehrichtung über den Boden geführt. So erkennen Menschen mit Sehbehinderung Hindernisse – oder auch die Markierungen der sogenannten Blindenleitsysteme.

Blindenleitsysteme

Sehende erkennen die typischen Markierungen der Blindenleitsysteme auf Fußgängergeh- und Überwegen vor allem an der farblichen Absetzung. Menschen mit Sehbehinderung dagegen erfühlen die Struktur der Markierungen mit dem Langstock. Längsrillen zeigen die Richtung, Kreise weisen auf Gefahren hin und Vierecke markieren eine Kreuzung. Auch die akustischen Signale an Fußgängerampeln zählen zu den Blindenleitsystemen. Auf Bahnhöfen finden sich Blindenleitsysteme an Treppen, Gleisen und Gefahrenzonen.

Blindenführhunde

Blindenführhunde sind hochqualifizierte Profis. Sie verstehen 40 bis 70 unterschiedliche Kommandos und können diese entsprechend der jeweiligen Situation umsetzen – oder auch verweigern! Gibt die seheingeschränkte Person das Kommando "voran", während der Hund dort eine Gefahr sieht, setzt sein antrainierter "intelligenter Ungehorsam" ein, er verweigert das Kommando.

Foto: Roman Chazov

Orientierung & Navigation mit technischen Hilfsmitteln

Neben den klassischen "analogen" Orientierungshilfen sind in den letzten Jahren digitalbasierte Helfer für Menschen mit Sehbehinderung entwickelt und verfügbar geworden. Als Ergänzung zum Langstock dient die sogenannte Ultraschallbrille. Sie warnt per Vibration vor Hindernissen in Kopfhöhe. Darüber hinaus gibt es Navigationssysteme, ähnlich wie beim Auto, die auf Basis eigener Karten und Geräte den Weg durch die Welt weisen.
Besonders Smartphone-basierte Apps und Tools zur Orientierung und Navigation werden von Blinden zunehmend intensiv genutzt. Zum Beispiel Navigationsgürtel, die um den Bauch getragen werden und per Vibration anzeigen, wo es langgeht. Dank der technischen Entwicklung kommen hier immer wieder hilfreiche Neuerungen auf den Markt.

Orientierung & Navigation mit technischen Hilfsmitteln

Neben den klassischen "analogen" Orientierungshilfen sind in den letzten Jahren digitalbasierte Helfer für Menschen mit Sehbehinderung entwickelt und verfügbar geworden. Als Ergänzung zum Langstock dient die sogenannte Ultraschallbrille. Sie warnt per Vibration vor Hindernissen in Kopfhöhe. Darüber hinaus gibt es Navigationssysteme, ähnlich wie beim Auto, die auf Basis eigener Karten und Geräte den Weg durch die Welt weisen.
Besonders Smartphone-basierte Apps und Tools zur Orientierung und Navigation werden von Blinden zunehmend intensiv genutzt. Zum Beispiel Navigationsgürtel, die um den Bauch getragen werden und per Vibration anzeigen, wo es langgeht. Dank der technischen Entwicklung kommen hier immer wieder hilfreiche Neuerungen auf den Markt.

Sport bei Blindheit

Sport tut gut! Das gilt auch für Menschen mit starken Einschränkungen der Sehfähigkeit. Es gibt zahllose Sportarten, die blinde Menschen problemlos betreiben können. Und viele weitere Sportarten, die zusammen mit sehenden Sportlern gleich doppelt Laune machen. Außerdem gibt es interessante Sportarten speziell für Blinde. Der Nutzen von Sport ist klar: körperliche Fitness, Selbstvertrauen durch Erfolgserlebnisse, verbessertes Körpergefühl, mehr Koordination, gemeinschaftliche Aktivität – und natürlich Spaß an der Bewegung.
Hier ein paar Beispiele:

Schwimmen mit Seheinschränkung

Auch bei eingeschränktem Sehvermögen ist Schwimmen eine empfehlenswerte Sportart. Der ganze Körper kommt in Schwung, Muskeln & Ausdauer wachsen und außerdem werden die Gelenke geschont.
Betrachten wir die wichtigsten Schwimmstile, ergeben sich folgende Unterschiede: Beim Brustschwimmen kann der Kopf über Wasser gehalten werden, was die Orientierung erleichtert. Wer Kraulen mag, hat den Vorteil, die Hand weit weg vom Kopf zu strecken und Hindernisse gegebenenfalls schnell zu ertasten. Rückenschwimmer, ob seheingeschränkt oder sehend, laufen immer Gefahr, auf andere Badegäste oder an den Beckenrand zu stoßen.
Jedoch ist für Schwimmende das Verletzungsrisiko allemal geringer als zum Beispiel für Fußballspielende. Letztlich kommt es auf die Gewohnheit und persönliche Vorlieben an. Es ist hilfreich, sich bei den ersten Besuchen im Schwimmbad eine sehende Begleitung mitzunehmen und gemeinsam Orientierungspunkte auszuloten: Wo ist der Beckeneingang? Wo der Ausgang? Und wo ist der Schwimmer- oder Nichtschwimmer-Bereich?

Laufsport bei eingeschränktem Sehvermögen

Laufen ist fast überall möglich und nicht zuletzt deshalb sehr beliebt. Eine feste Laufstrecke kann Sinn machen, denn sie lässt sich vorab gut mit einer sehenden Person auf markante Stellen und mögliche Hindernisse erkunden. Breite, asphaltierte Wege lassen sich leichter erkennen als Waldwege. Hier sollte aber auf gedämpftes Schuhwerk geachtet werden.
Wenn Sehende und Seheingeschränkte gemeinsam laufen, kann es je nach Schwere der Sehbeeinträchtigung schon ausreichen, wenn der Sehende voraus läuft und ein helles Oberteil trägt. Bei weniger Sehvermögen helfen akustische Helferlein, wie zum Beispiel Glöckchen oder Rasseln, mit denen der Sehende seine Position "verrät".

Nahaufnahme eines Blinden-Stocks angelehnt an ein Kissen

Foto: Eren Li

Gymnastik und Co. für blinde Menschen

Unter Gymnastik vereint sich viel mehr als nur die Rolle vorwärts oder rückwärts. Auch Angebote wie die Rückenschule, Pilates, Yoga und Tai-Chi gehören dazu. Wer Lust hat auf Gymnastik, dem bietet sich ein breites Angebot zwischen intensiven und entspannten Programmen. Neben Kursen bei Sportvereinen, Volkshochschulen oder anderen Einrichtungen lassen sich viele Formen der Gymnastik durchaus auch zu Hause betreiben. Auch hier gibt es ein breites Angebot im Internet oder Apps. Anfangs kann es durchaus Sinn machen, dass eine sehende Person bei privaten Gymnastik-Sessions dabei ist und Bewegungsabläufe prüft.

Ballsport für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen

Goalball ist der am weitesten verbreitete Ballsport für Menschen mit Seheinschränkungen. Aus gutem Grund, denn Goalball macht Spaß, ist sportlich fordernd, schnell und spannend. Zwei Mannschaften à 3 Spieler spielen auf einem Feld von 18 x 9 Meter, wobei die Tore über die ganze Breite der Stirnseiten, also jeweils ganze 9 Meter reichen. Im Goalball gibt es zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe. Menschen mit und ohne Seheinschränkung können zusammen oder gegeneinander spielen. Chancengleichheit wird durch blickdichte Masken erzeugt. Es kommt also voll auf Orientierung, Gehör und Intuition an.
Eine weitere Ballsportart ist Showdown, manchmal auch noch "Blindentischtennis" genannt. Die Platte ist so groß wie eine Tischtennisplatte, hat aber eine Bande. Der Ball ist gut hörbar und wird statt über ein Netz flach unter einer Barriere hindurch gespielt.
Nicht zu vergessen ist natürlich Blindenfußball. Auch hier rasselt der Ball gut hörbar über das Spielfeld. Es gibt klare Kombinationen, Aufstellungen und Kommunikation der Spieler untereinander. Zusätzlich unterstützen zwei sehende "Rufer" die jeweils 4 Spieler pro Mannschaft vom Spielfeldrand aus.