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Wie Gaf­fen Men­schen­le­ben gefährdet

Im Straßenverkehr begegnen uns immer wieder Unfälle oder andere unvorhergesehene Situationen. Ein Auto auf dem Autobahn-Seitenstreifen, ein Blechschaden direkt vor der Ampel im Stadtverkehr. Das zieht natürlich unsere Aufmerksamkeit auf sich. Doch manchmal geht diese Aufmerksamkeit über das normale Maß hinaus und verwandelt sich in Gaffen. Wann spricht man von Gaffen und was können die Folgen sein?

Zerbeulter Unfallwagen

Foto: Clark van der Beken

Was ist eigentlich Gaffen?

Gaffen im Straßenverkehr bezeichnet das unangebrachte und langandauernde Betrachten von Unfällen, Pannen oder anderen Ereignissen auf der Straße. Es geht über das normale Interesse wie z.B. einen kurzen Blick hinaus und beeinträchtigt Rettungsmaßnahmen sowie den Verkehrsfluss. Seit die Mehrheit der Menschen Smartphones nutzen und bei sich haben, werden Unfallstellen außerdem immer häufiger fotografiert und gefilmt.

 

Warum gaffen Menschen und was sind die psychologischen Hintergründe?

Menschen gaffen aus verschiedenen Gründen, die auf psychologischen Mechanismen basieren. Einer dieser Gründe ist die Neugierde. Wir sind von Natur aus neugierig und haben ein Interesse daran, neue oder ungewöhnliche Dinge zu beobachten. Wenn ein Unfall auf der Straße passiert, weckt das unsere Aufmerksamkeit. Wir möchten wissen, was vor sich geht. Dieses erstmal nachvollziehbare Verlangen, Informationen zu sammeln und zu verstehen, kann aber massive negative Auswirkungen haben, wenn wir dadurch zum Beispiel den Verkehrsfluss beeinträchtigen.

Foto: Robert Calvert

Warum gaffen Menschen und was sind die psychologischen Hintergründe?

Menschen gaffen aus verschiedenen Gründen, die auf psychologischen Mechanismen basieren. Einer dieser Gründe ist die Neugierde. Wir sind von Natur aus neugierig und haben ein Interesse daran, neue oder ungewöhnliche Dinge zu beobachten. Wenn ein Unfall auf der Straße passiert, weckt das unsere Aufmerksamkeit. Wir möchten wissen, was vor sich geht. Dieses erstmal nachvollziehbare Verlangen, Informationen zu sammeln und zu verstehen, kann aber massive negative Auswirkungen haben, wenn wir dadurch zum Beispiel den Verkehrsfluss beeinträchtigen.

Wir sehen, dass da durchaus ein Problembewusstsein herrscht, und dass es trotzdem passiert.

- Prof. Dr. Marisa Przyrembel zum Thema Gaffen.

 

 

Ein weiterer psychologischer Hintergrund für das Gaffen ist der sogenannte Zuschauereffekt. Er bezeichnet das Phänomen, dass Menschen in unklaren oder ungewöhnlichen Situationen eher dazu neigen, zu beobachten, anstatt zu handeln. Sie orientieren sich am Verhalten der Masse und nehmen an, dass andere die Verantwortung übernehmen werden. Je mehr Menschen gaffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch andere diesem Beispiel folgen und das Verhalten verstärkt wird. Das kann dazu führen, dass Menschen, die normalerweise hilfsbereit wären, passiv bleiben und lieber starren, anstatt zu helfen oder sich von der Unfallstelle zu entfernen, um Hilfsmaßnahmen nicht zu blockieren.

Welche Schäden richtet Gaffen an?

Das Gaffen im Straßenverkehr kann erhebliche Schäden verursachen, sowohl in Bezug auf die physische Sicherheit als auch auf die psychische Gesundheit der Verunfallten.

  • Gaffen behindert Rettungskräfte bei ihrer Arbeit, denn das Bilden von Rettungsgassen wird oftmals massiv gestört. Jede verzögerte Reaktion kann lebensbedrohlich sein, insbesondere wenn es um medizinische Notfälle oder schwere Verkehrsunfälle geht. Die Zeit, die Rettungsdienste benötigen, um zur Unfallstelle zu gelangen und Erste Hilfe zu leisten, ist von entscheidender Bedeutung. Wenn Gaffende den Zugang blockieren oder die Rettungsfahrzeuge nicht schnell an ihr Ziel kommen, kann dies schwerwiegende Folgen für die Verletzten haben.
  • Gaffen stört den Verkehrsfluss. Wenn Menschen länger als nötig auf ein Ereignis starren, langsamer fahren oder ihre Fahrspuren blockieren, entstehen Verkehrsbehinderungen. Das kann zu Staus führen und die Wahrscheinlichkeit von Folgeunfällen erhöhen. Der Verkehrsfluss wird gestört und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden ist gefährdet.
  • Gaffen ist eine Straftat – vor allem wenn Unfallstellen gefilmt und fotografiert und vielleicht sogar noch zusätzlich im Internet veröffentlicht werden. Man greift auch stark in die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Personen ein. Einen Unfall zu erleben ist schlimm genug – dann auch noch von fremden Menschen in dieser Notlage beobachtet und aufgezeichnet zu werden, ist eine zusätzliche Belastung für die Verunfallten.
  • Die Gaffenden bringen sich auch selbst in Gefahr. Zum einen durch die höhere Gefahr eines Folgeunfalls und zum anderen durch das, was sie selbst beobachten: Der Anblick schwerer Unfälle kann traumatisieren. Das Beobachten von blutigen Szenen oder schweren Verletzungen kann zu Angstzuständen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen psychischen Problemen führen. Gaffen ist also nicht nur eine Gefahr für andere, sondern auch für einen Selbst.

Welche Strafen gibt es in Deutschland für’s Gaffen?

In Deutschland wird das Gaffen im Straßenverkehr nicht toleriert, und es können rechtliche Konsequenzen folgen. Das Verhalten wird als Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung betrachtet. Die Strafen können von einem Bußgeld bis hin zu Punkten in Flensburg und einem Fahrverbot reichen. Darüber hinaus kann Gaffen auch strafrechtliche Konsequenzen haben, wenn es die Rettungsmaßnahmen behindert oder andere Verkehrsdelikte begangen werden.

Gaffen ist kein Kavaliersdelikt. Wer Verletzte und Verunglückte fotografiert oder filmt, muss nach neuerer Gesetzgebung mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe rechnen. Dabei ist es übrigens unerheblich, ob diese Aufnahmen weitergegeben werden. Entscheidend für die Gerichte ist, dass auch schon mit der bloßen Aufzeichnung die Hilflosigkeit der verunfallten Person zur Schau gestellt wird.

Foto: Johanniter/ Sebastian Späthe

Sensibilisierung schaffen: Gaffen tötet-Aktion

Um auf die schwerwiegenden Folgen des Gaffens hinzuweisen, haben die Johanniter die Aktion “Gaffen tötet” gestartet. Dabei wird die “Tatwaffe” der Gaffer, das Smartphone, für die gute Sache genutzt: Auf teilnehmenden Rettungswagen der Johanniter-Unfall-Hilfe ist ein großer QR-Code angebracht. Wird dieser von potentiellen Gaffenden mit ihrer Smartphone-Kamera gescannt, erhalten sie einen Hinweis auf die Website mit einer unmissverständlichen Botschaft:

“Achtung! Gaffen tötet! Es kann Rettungskräfte behindern und zur Straftat werden.“

So soll Gaffenden ihre Tat unmittelbar bewusstgemacht werden.

Gut zu wissen
Wissenschaftliche Begleitung

Parallel zum praktischen Test auf der Straße werden das „Gaffen“-Phänomen und die Reaktionen auf die beklebten Rettungswagen von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaft wissenschaftlich untersucht. Ein fünfköpfiges Team bezieht sich dabei auf Aspekte der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie, um dem Phänomen „Gaffen“ näher zu kommen.

Sensibilisierung schaffen: Gaffen tötet-Aktion

Um auf die schwerwiegenden Folgen des Gaffens hinzuweisen, haben die Johanniter die Aktion “Gaffen tötet” gestartet. Dabei wird die “Tatwaffe” der Gaffer, das Smartphone, für die gute Sache genutzt: Auf teilnehmenden Rettungswagen der Johanniter-Unfall-Hilfe ist ein großer QR-Code angebracht. Wird dieser von potentiellen Gaffenden mit ihrer Smartphone-Kamera gescannt, erhalten sie einen Hinweis auf die Website mit einer unmissverständlichen Botschaft:

“Achtung! Gaffen tötet! Es kann Rettungskräfte behindern und zur Straftat werden.“

So soll Gaffenden ihre Tat unmittelbar bewusstgemacht werden.

Gut zu wissen
Wissenschaftliche Begleitung

Parallel zum praktischen Test auf der Straße werden das „Gaffen“-Phänomen und die Reaktionen auf die beklebten Rettungswagen von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaft wissenschaftlich untersucht. Ein fünfköpfiges Team bezieht sich dabei auf Aspekte der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie, um dem Phänomen „Gaffen“ näher zu kommen.