Das Tabuthema: Suizid
Weltweit begehen laut Schätzung der WHO jährlich mehr als 700.000 Menschen Suizid. In Deutschland waren...
Viele Menschen nehmen sich jedes Jahr das Leben. Umso wichtiger ist es, sich mit Prävention, Warnsignalen, Symptomen und auch Hilfsangeboten auseinanderzusetzen. Gerade weil das Thema Suizid bis heute ein Tabuthema ist und sich viele Betroffene und Angehörige dadurch alleine fühlen, ist es so wichtig darüber zu sprechen und sich damit auseinanderzusetzen. Denn wenn wir darüber reden, haben wir eine Chance, Leben zu retten. In diesem Artikel findest du Übersichten, die dir dabei helfen, Symptome und Warnsignale zu erkennen und Hilfsangebote in Deutschland zu finden.
Foto: Polina Zimmerman
Neben seelischen Störungen, wie beispielsweise Depressionen, ist die Liste für die Ursachen von Suizid sehr lang und komplex. Übermäßiger Stress, finanzielle Probleme und/oder eine schwere Erkrankung können zu den Gründen zählen, warum Menschen sich das Leben nehmen oder nehmen möchten, aber auch Konflikte mit Freunden oder Familie.
Um einen genaueren Überblick über die Komplexität der Ursachen zu bekommen, findest du hier eine Übersicht. Sie zeigt Faktoren, die das Risiko fördern können und welche Alarmsignale du bei dir selbst oder bei Angehörigen beachten solltest.
Wieso männliches Geschlecht? Aus einer Statistik des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass im Schnitt Suizid vergleichsweise häufiger von Männern (ca. 74%) begangen wird, als von Frauen (ca. 26%).
Wenn einzelne Faktoren und/oder Warnsignale der eben genannten Liste auftreten, muss das allerdings noch kein Hinweis auf eine konkrete Suizidgefährdung sein. Es ist jedoch wichtig abzuklären, ob eine eventuelle Suizidalität vorhanden sein könnte, um dann so schnell wie möglich Hilfe hinzuzuziehen. Nur ein Gespräch kann Klarheit darüber schaffen, ob tatsächlich eine akute Gefährdung bestehen könnte.
Wer selbst an Suizid denkt oder Menschen kennt, die davon gefährdet sind, sollte schnellstmöglich ärztliche Unterstützung aufsuchen. Auch für Angehörige ist es möglich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Foto: Christopher Lemercier
Bei Kindern und Jugendlichen kommen ähnliche Symptome und Warnsignale hinzu, wie bei Erwachsenen. Hier ist allerdings auch zu beachten, dass nicht jedes Symptom automatisch ein Garant dafür sein kann, dass ein Kind oder ein Jugendlicher oder eine Jugendliche suizidale Absichten hat. Viele Menschen erleben besonders in ihrer Pubertät eine große Veränderung durch ungewohnte Emotionen und Gedanken.
Trauer bei Kindern
Starke Schicksalsschläge können auch ein Trauerfall in der Familie oder im näheren sozialen Umfeld sein. Welche Herausforderungen gibt es hier zu bewältigen und wo finde ich dafür eine Anlaufstelle? Trauerbegleitung gibt es z.B. auch bei Lacrima.
Foto: Christopher Lemercier
Suizidales Verhalten ist mit niedrigen Serotonin-Spiegeln im Gehirn verbunden, besonders bei Kindern und depressiven Patienten. In Familien mit Suizidfällen ist ein erhöhtes Risiko erkennbar.
Die Phase vom Kind zum Erwachsenen ist empfindlich und von Entwicklungsanforderungen sowie sozialer Anpassung geprägt. Suizidgefährdete Jugendliche reagieren impulsiv-aggressiv oder flüchten sich in Fantasien und Grübeleien.
Eine Häufung belastender Lebensereignisse findet sich bei vielen Kindern und Jugendlichen, die suizidales Verhalten zeigen. Kinder und Jugendliche, die z.B. einen sexuellen Missbrauch erlitten haben, weisen ein 3- bis 4-fach erhöhtes Suizidrisiko auf.
Eine belastende familiäre Umgebung, geprägt von Scheidung, Streitigkeiten und mangelnder Unterstützung, stellt für Kinder und Jugendliche eine erhebliche Herausforderung dar.
Depressive Jugendliche haben ein stark erhöhtes Suizidrisiko. Insbesondere, wenn eine psychotische Erkrankung vorliegt. Hier besteht ein etwa 10-fach höheres Suizidrisiko im Vergleich zur gesunden Bevölkerung auf.
Was kann ich tun, wenn ich eine akut suizidgefährdete Person kenne?
Sprich das Thema an und mache es nicht zum Tabuthema! Falls du den Verdacht hast, dass Freundinnen, Freunde oder Bekannte von dir suizidgefährdet sind: Sprich es in einem ruhigen Moment auf sachliche Art und Weise an. Die Befürchtung, dass dies den Suizid provozieren könnte, ist falsch. In vielen Fällen stellt es für die gefährdete Person sogar eine Befreiung dar, mit einer anderen Person darüber sprechen zu können.
Was kommt danach, sofern eine Gefährdung besteht?
Das Wichtigste bei akuter Suizidalität ist, nicht alleine in der aussichtslos erscheinenden Situation zu bleiben, sondern sich trotz oft vorhandener Scham- und Schuldgefühle einer anderen Person anzuvertrauen.
Foto: Wesley Hilario
Im Internet gibt es eine Vielzahl an Hilfsangeboten für suizidale Menschen und deren Angehörige. Eine davon ist die Notfallseelsorge & Krisenintervention, in der Menschen nach einem Suizid sowie bei Suizidandrohungen betreut werden.
Die Notfallseelsorge bietet Menschen in akuten Belastungs- und Krisensituationen psychosoziale Hilfe. Diese Hilfe geschieht in enger Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst in den ersten Stunden nach dem belastenden Ereignis. Die Notfallseelsorge bietet diese Hilfe allen Menschen an, die seelische Unterstützung wünschen, unabhängig von konfessioneller Zugehörigkeit, Religion und Weltanschauung.
Die Telefonseelsorge
Wenn es dir schlecht geht oder du Suizidgedanken hast, rede mit Freunden, Verwandten oder nutze Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111. Diese ist anonym, kostenlos und zudem rund um die Uhr erreichbar. Auch eine E-Mail-Beratung und Hilfe-Chats sind möglich. Mehr Infos findest du bei der Telefonseelsorge.
Foto: Wesley Hilario
Die Arbeit der Notfallseelsorge erfolgt ehrenamtlich und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nach bundeseinheitlichem Standard aus- und fortgebildet.
Hier findest du eine weitere Auswahl an verschiedenen Präventions- und Hilfsangeboten: